Im Laufe der Karwoche und während der Osterfeiertage werden in Kärnten allerorts alte Bräuche und Traditionen gepflogen. Viele davon sind fest im christlichen Glauben verankert, andere wiederum gehen auf heidnische Sitten zurück. Und bei wieder anderen ist die Herkunft nicht eindeutig geklärt. Die meisten dieser Rituale zielen auf die Beschwörung der Fruchtbarkeit und die Bewahrung vor Unheil ab. Neben den üblichen Gebräuchen wie Schwammweihe, Ratschen oder Eierturtschen, findet man in Kärnten dabei auch sehr eigentümliche Osterbräuche, die ausschließlich lokal begrenzt gepflogen werden.
Auf ein erfolgreiches Erntejahr
So etwa das Schneidschnaps trinken im Gurk- und Metnitztal. Am Karfreitag stießen Bauern und Knechte früher auf eine gute Mahd an, und darauf, dass sie im kommenden Jahr stets eine gut geschärfte Sense zur Hand zu haben. In Zeiten von Mähdrescher und Motorsense ist dieser gesellige Brauch etwas in Vergessenheit geraten, wird aber nach wie vor hie und da praktiziert. Ebenso direkt mit der Feldarbeit verbunden ist das Tragen der Osterfackeln in St. Georgen bei Bleiburg. Dabei werden am Abend des Karsamstags bis zu 40 kg schwere Fackeln aus gespalten Fichtenstämmen über die Felder getragen. Dadurch soll der Boden gesegnet und Unwetter abgehalten werden.
Für Mutige und Junggesellen
In Mittelkärnten steht zu Ostern das Osterei im Mittelpunkt und dient beim Eierpecken als Zielscheibe, wenn aus einiger Entfernung Münzen darauf geworfen werden. Bleibt der Taler stecken, gehört das Ei und alle liegen gebliebenen Münzen aus den vorhergehenden Versuchen dem erfolgreichen Schützen. In der Version für Erwachsene halten die Mutigen das Ei in der Hand. Geprellte Finger sind dabei vorprogrammiert. Ebenso leidenschaftlich, aber weit weniger schmerzhaft geht es währenddessen im Lesachtal zu. Am Brezen Samstag, drei Wochen vor Ostern, hängen die Junggesellen im Dorf ihrer Angebeteten Teig- oder Schokobrezen an die Türe. Je mehr Brezen, desto verliebter der Bursche. Die „Gitschen“ wiederum erwidern am Karsamstag den Liebesgruß, indem sie für jeden Brezen ein Ei vor ihre Haustür legen. Erst dann wissen sie auch, wer ihr Verehrer ist. Oft sind es gleich mehrere und der Konkurrenzkampf unter den Junggesellen ist eröffnet.