Der Talk im Klagenfurter Dom: Landeshauptmann Dr. Peter Kaiser und Dompfarrer Dr. Peter Allmaier sprachen mit „Meine FreiZeit“-Herausgeber Andreas Lanner über Vertrauen, Orientierung und die Notwendigkeit eines Miteinanders.

Zusammenfassung in einfacher Sprache

Der Landeshauptmann Dr. Peter Kaiser und der Geistliche Dr. Peter Allmaier haben in einem Gespräch über aktuelle Themen wie die Ukraine-Krise, Covid-19 und Armut gesprochen. Sie betonen, dass Menschen gemeinsam gegen diese Herausforderungen vorgehen sollen. Gleichzeitig sprechen sie über die Notwendigkeit, eine Veränderung in den Werten anzustreben und mehr auf Ressourcen zu achten. Sie erkennen, dass es immer wichtiger wird, den Menschen Hoffnung zu geben und dass Kirche und Politik zeigen sollten, dass sie Veränderungen bewirken können. Beide betrachten eine enkeltaugliche Politik oder eine demokratische Haltung, die den Interessen zukünftiger Generationen Rechnung trägt, als wichtig. Sie diskutieren auch die Schwierigkeiten, politische Botschaften effektiv zu kommunizieren und Menschen für politisches Engagement und Ehrenamt zu gewinnen. Kaiser und Allmaier sind sich einig, dass sowohl die Kirche als auch die Politik mit Respekt und Anstand miteinander umgehen sollten. Sie teilen die Ansicht, dass Rituale in beiden Bereichen Vertrauens- und Orientierungspunkte für die Menschen sind. Es wird auch betont, dass sowohl Gerechtigkeit als auch Respekt vor der Natur wichtige Themen sind.
Dies ist ein automatisch generierter Text.

Wenn sich der poli­ti­sche Kopf eines Lan­des und ein füh­ren­der Geist­li­cher über aktu­ell bren­nen­de The­men unse­rer Zeit aus­tau­schen, wir­ken die Wor­te lan­ge nach. Dr. Peter Kai­ser und Dr. Peter All­mai­er gaben „Mei­ne FreiZeit“-Herausgeber Andre­as Lan­ner ihre Gedan­ken preis über die Gemein­sam­kei­ten poli­ti­scher wie reli­giö­ser Glau­bens­bot­schaf­ten, über ein immer stär­ker gefor­der­tes gesell­schaft­li­ches Mit­ein­an­der sowie über not­wen­di­ge Wer­te, Ver­trau­en und Ori­en­tie­rung.

YouTube

Mit dem Laden des Vide­os akzep­tie­ren Sie die Daten­schutz­er­klä­rung von You­Tube.
Mehr erfah­ren

Video laden

Andre­as Lan­ner: Aktu­ell machen uns vie­le Kri­sen zu schaf­fen. Wie kön­nen wir trotz­dem Hoff­nung schöp­fen für die Zukunft?

Lan­des­haupt­mann Dr. Peter Kai­ser: Ich fürch­te, dass nicht nur der Ukrai­ne-Krieg län­ger dau­ern wird, als wir alle hof­fen. Wir sit­zen auf einem Pul­ver­fass genannt Pla­net Erde, bei dem jeder Tag, an dem wir nicht nach­hal­tig gegen­steu­ern, schlimm ist. Zusätz­lich hat Covid den Men­schen viel abver­langt. Aus all dem her­aus wächst eine zusätz­li­che Armuts­ge­fähr­dung. In Sum­me immense Her­aus­for­de­run­gen. Und trotz­dem: Es ist gera­de die mensch­li­che Natur, die hier in Gemein­sam­keit all dem gegen­steu­ern muss. Man darf vor Her­aus­for­de­run­gen, auch wenn sie bit­ters­ter Natur sind, nicht davon­lau­fen. Wir müs­sen uns ihnen, mit all dem, was wir ein­brin­gen kön­nen, stel­len. Das geht weit über poli­ti­sche Gren­zen hin­aus. Gemein­sam – auch mit der Kir­che – sind wir stär­ker, um all dem zu begeg­nen.

Drei Männer im Gespräch
Ein gutes Gespräch, beglei­tet von einem guten Trop­fen Wein.

© Hen­ry Welisch

Dr. Peter All­mai­er: Ich glau­be eben­falls, dass wir in Zukunft das Gemein­sa­me stär­ker beto­nen müs­sen, weil wir in unse­rer Gesell­schaft eine star­ke Tren­nung haben. Auf­grund der gro­ßen Kri­sen, die uns aktu­ell for­dern – öko­no­misch und öko­lo­gisch gese­hen – müs­sen wir uns aber auch als hand­lungs­fä­hig erwei­sen. Wenn Men­schen zu lan­ge und zu oft das Gefühl haben „da kann man eh nix machen“, erlernt man eine gewis­se Untä­tig­keit. Des­halb müs­sen wir als Kir­che und als Poli­tik zei­gen, dass wir etwas ver­än­dern wol­len und kön­nen.

LH Dr. Peter Kai­ser: Mir gefällt dein Bei­spiel von Öko­lo­gie und Öko­no­mie. Denn bei­den wohnt ja der grie­chi­sche Wort­stamm ‚Haus­halt‘ inne. Wir müs­sen mit den Res­sour­cen, die wir haben, haus­hal­ten. Das wird eine Ver­än­de­rung der Wer­te­welt mit sich brin­gen. Bis vor kur­zem war das Stre­ben nach Mehr auch das von der Wer­bung pro­pa­gier­te Heil auf Erden. Ich den­ke, dass wir jetzt schät­zen ler­nen, was Frie­de bedeu­tet, was genü­gend Nah­rung bedeu­tet oder leist­ba­re Berei­che wie Woh­nen, Ener­gie oder Mobi­li­tät.

Andre­as Lan­ner: Wir spü­ren die Gren­zen des Wachs­tums. Trotz­dem braucht es auch Zuver­sicht. Peter, dei­ne Pro­fes­si­on ist es, den Men­schen täg­lich Hoff­nung zu spen­den. Was hat sich dabei in den letz­ten zwei Jah­ren ver­än­dert?

Dr. Peter All­mai­er: Sehr viel. Die Hoff­nungs­lo­sig­keit ist spür­bar. Doch es ist die Auf­ga­be der Kir­che, künf­tig noch stär­ker zu zei­gen: Die klei­ne, all­täg­li­che Hoff­nung braucht den Hori­zont einer gro­ßen Hoff­nung. In die­sem Hori­zont kann man die klei­ne Hoff­nung gut leben. Aber wenn die gro­ße fehlt, fehlt auch die klei­ne. Des­halb müs­sen wir mit­ein­an­der arbei­ten. Wir müs­sen schau­en, dass die Men­schen wie­der auf-
ein­an­der zuge­hen und mit­ein­an­der arbei­ten, um eine gute Zukunft zu gestal­ten.

Andre­as Lan­ner: In die­sem Zusam­men­hang spre­chen wir oft von enkel­taug­li­cher Poli­tik.

Dr. Peter All­mai­er: Enkel­taug­lich­keit ist für mich auch ein demo­kra­ti­scher Aus­druck. Denn die Men­schen, die in Zukunft leben wer­den, sind men­gen­mä­ßig mehr als wir jetzt. Sie haben die grö­ße­re Stim­me. Wir müs­sen ihnen heu­te schon Recht geben, damit sie spä­ter lebens­wür­di­ge Bedin­gun­gen vor­fin­den.

Andre­as Lan­ner: Aller­dings ist es nicht immer ein­fach, die Men­schen mit Fak­ten zu errei­chen. Wie kann es der Poli­tik trotz­dem gelin­gen, den Leu­ten ihre Bot­schaf­ten zu ver­mit­teln?

LH Dr. Peter Kai­ser: Wer in der Poli­tik tätig ist und das auch lebt, wird in der Kom­mu­ni­ka­ti­on nicht so gro­ße Pro­ble­me haben. Aber die Mas­se an Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­su­chen von unend­lich Vie­len macht es schwer, her­aus­zu­fil­tern, was von Bedeu­tung ist. Das heißt, dass man poli­ti­sche Bot­schaf­ten insze­nie­ren muss, um eine Chan­ce auf Wahr­neh­mung zu haben.

Andre­as Lan­ner: Gilt das auch für die Kir­che?

Dr. Peter All­mai­er: Genau­so. Es glau­be, es wird sich aber auch die Gesell­schaft wan­deln. Wir müs­sen erst ler­nen mit die­ser Men­ge an Inhal­ten und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­teln umzu­ge­hen. Die Bot­schaft zu insze­nie­ren ist zwar not­wen­dig, aber am Ende lau­fen wir dadurch Gefahr, dass Popu­lis­ten irgend­wann die Ober­hand gewin­nen.

Hinter den Kulissen: Filmleute bei der Arbeit
Die­ser Text ist ein Aus­zug eines Gesprächs, das im Dom zu Kla­gen­furt von Media­pool auf­ge­zeich­net wur­de.

© Hen­ry Welisch

Andre­as Lan­ner: Trotz­dem braucht es Men­schen zum Angrei­fen. Aller­dings wird es immer schwie­ri­ger, sie für die Poli­tik oder das Ehren­amt zu begeis­tern. Wie kann man bei­des wie­der attrak­ti­ver machen?

Dr. Peter All­mai­er: Viel­leicht kann man da von der Kir­che ler­nen. Lan­ge Zeit haben die Katho­li­sche und die Evan­ge­li­sche Kir­che gemeint, sie kön­nen Anhän­ger gewin­nen, in dem sie gegen den ande­ren agie­ren. Zum Glück haben wir gelernt: Das bringt gar nichts! Wir haben ein sehr ver­trau­ens­vol­les, wert­schät­zen­des und freund­schaft­li­ches Mit­ein­an­der gelernt. Ich glau­be, das könn­te sogar ein Vor­bild sein für die Poli­tik. Du bist ja selbst ein gutes Bei­spiel dafür, dass man über den poli­ti­schen Geg­ner, wenn man so sagen darf, ein­fach nicht schlecht redet. Man erkennt die ande­re Sicht­wei­se an und kann ver­nünf­tig und fair mit­ein­an­der reden. Aber genau das fehlt ein biss­chen in der gesam­ten Poli­tik Öster­reichs.

LH Dr. Peter Kai­ser: Das möch­te ich unter­strei­chen, was du sagst. Und die Kir­chen kön­nen hier durch­aus als bei­spiel­ge­bend her­an­ge­zo­gen wer­den. Bei der Flücht­lings­wel­le etwa haben die evan­ge­li­sche und katho­li­sche Kir­che sowie die isla­mi­sche Glau­bens­ge­mein­schaft und die ortho­do­xen Kir­chen gemein­sam mit der Poli­tik vie­les geleis­tet. Häu­fig im Hin­ter­grund, ohne dass man es gese­hen hat. Vie­le Frei­wil­li­ge haben hier Huma­ni­tät gelebt und das war für mich bewun­derns­wert.

Andre­as Lan­ner: Gibt es Ähn­lich­kei­ten bei den Tätig­kei­ten eines Lan­des­haupt­manns und eines Dom­pfar­rers?

Dr. Peter All­mai­er: In bei­den Fäl­len haben wir Ver­ant­wor­tung für ande­re Men­schen und für unse­re Insti­tu­ti­on. Und in bei­den Fäl­len wol­len wir am The­ma Bewusst­sein arbei­ten, um das Mit­ein­an­der zu för­dern. So gese­hen sind die gro­ßen Zie­le ver­mut­lich ähn­lich.

LH Dr. Peter Kai­ser: Ritua­le – auch das ist eine Gemein­sam­keit von Kir­che und Poli­tik – sind so etwas wie Ver­trau­ens- und Ori­en­tie­rungs­punk­te, die für die Men­schen sehr wich­tig sind. Für mich ist das bei­spiels­wei­se der 1. Mai, wo man aus der Tra­di­ti­on her­aus bis heu­te merkt, dass sich eine Idee zwar immer wan­delt, aber gleich­zei­tig jung geblie­ben ist. Das ist bei vie­len kirch­li­chen Fes­ten genau­so.

Dr. Peter All­mai­er: Gerech­tig­keit ist für die Kir­che eben­falls ein wich­ti­ges The­ma. Wir gehen dabei von einem Begriff der Geschwis­ter­lich­keit aus. Es gibt also nicht eine Gerech­tig­keit, die abs­trakt ist, son­dern ich wer­de immer einem Men­schen gerecht. Zusätz­lich wei­ten wir den Begriff auf die Natur aus. Ich muss also mit allem wert­schät­zend und ehr­fürch­tig umge­hen. Es ist wich­tig, das zu ler­nen. Zu ler­nen, dass wir alle einen glei­chen Ursprung haben und ein gemein­sa­mes Ziel.

Ein gutes Gespräch, beglei­tet von einem guten Trop­fen Wein:
Erhält­lich ist der Pil­ger­wein beim Edel­greiß­ler Her­wig Ertl in Kötschach sowie im Lesach­tal im Bau­ern­la­den Maria Lug­gau, bei Spar Nie­scher und div. Hotels/Gasthöfen.
Wei­te­re Infos